Mo. 22.02. 2016

Resonanz zum Multikulti-Event

geschrieben von Hendrik Jung

WÖRSDORF - Es herrscht ausgelassene Stimmung in der Wörsdorfer Scheuer. Dicht gedrängt stehen rund 300 Menschen beim Multikulti-Fest vor der Bühne. Zwischen den zahlreichen deutschen Gästen auch viele, die aus Syrien, Afghanistan, Eritrea oder Kurdistan stammen.

Trotz der Enge haben sie vor der Bühne etwas Platz geschaffen, damit zwei bis drei Dutzend syrische Männer dort tanzen können. Mal in zwei ineinander verschachtelten Kreisen, mal in einer langen Reihe. Sie genießen es sichtlich, die Rhythmen des traditionellen Dabke zu hören, die von Keyboarder Ahmad zum Teil mit knackigen elektronischen Beats unterlegt werden.

Doch wenn der ebenfalls aus Syrien stammende Houssein auf der Saz-Laute und der Algerier Ahmad auf dem Tamburin mit ihrem Spiel in den Vordergrund rücken, merkt man schnell, dass es sich dabei um eine alte Musiktradition handelt. „Dabke wird bei uns auf Festen gespielt, aber auch in Diskotheken“, erläutert Keyboarder Ahmad in ausgezeichnetem Deutsch.

Zu den erfahrenen Künstlern des Abends zählt auch der aus dem Iran stammende Mehdi Mhdavisafa. „Eigentlich mache ich eher getragene Musik, aber wegen der festlichen Atmosphäre spiele ich Folklore“, erläutert er dem Publikum auf Farsi, warum er an diesem Abend keine eigenen Kompositionen präsentiert. Und die Gäste freuen sich darüber, dass sie die klassischen orientalischen Harmonien mit Klatschen begleiten und dazu tanzen können.

Meditativ und mitreißend

Eher meditativ wirken dagegen die fein perlenden Läufe, die Iman Aghjanloo auf der Langhalslaute spielt. Gemeinsam mit Bahman Djahandoust auf der Tambok-Trommel wird iranische Volksmusik interpretiert, die mit ihren unendlich langen Melodielinien ein wenig an indische Ragas erinnert. Im Anschluss wird es dann wieder mitreißend, wenn sich Ahmad Soleimanian zum Trommelduett einstellt. Dabei entlockt er der großflächigen Membran der Rahmentrommel Daf, die er gleichzeitig mit beiden Händen hält, immer wieder Töne, die wie ein Peitschenknall klingen. Spontan kommt es außerdem zu einem gemeinsamen Auftritt der jungen Rapper Ayhan aus Syrien und Amir Ali aus dem Iran, die in ihren Sprachen über einen beachtlichen Flow verfügen.

Zum allerersten Mal auf einer Bühne ist der aus Afghanistan stammende Mirwis Raoufi. Er singt zu Playback ein populäres Lied aus seiner Heimat, das vom Leben handelt, wie er auf Englisch erklärt. Um eine Premiere geht es auch für Mahmoud Al Kaderi, der an diesem Abend seine frisch erworbenen Deutschkenntnisse bei den Moderationen auf der Bühne einbringt. „Das ist das erste Konzert, das ich erlebe, seit ich hier bin“, erläutert der junge Syrer. Trotz aller Anspannung, die seine Aufgabe mit sich bringt, ist ihm auch die Freude darüber anzumerken.

„Es geht darum, ein Zeichen zu setzen, und sie haben die Gelegenheit, etwas zurückzugeben“, erläutert Scheuer-Chef Achmed Schmidt, warum ihm die Veranstaltung wichtig ist. Auch eine syrische Gruppe aus Hünstetten tut das, indem sie Speisen aus ihrer Heimat zubereitet und zu Selbstkostenpreisen anbietet. Auch das trägt zur besonderen Atmosphäre des Multikulti-Festes bei.

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