Mit „Queen“-Hits startete das Open-Air auf dem Stoppelfeld an der alten Ziegelei. Die Veranstaltung soll kein Strohfeuer bleiben.
NEU-ANSPACH - „Ich bin so froh.“ Die Erleichterung war Achim Schmidt anzumerken, denn mit dem ersten Open-Air-Konzert an der alten Ziegelei war er ein Risiko eingegangen. Ein Risiko, das jedem Open-Air-Veranstalter Tage zuvor das Adrenalin bis in die Haarspitzen treibt: Hält das Wetter? Kommen Besucher?
Gerade hatte Schmidt auf der Bühne gestanden und nach unten auf 500 bis 600 Köpfe geschaut. Der Blick nach oben ging in einen klaren Nachthimmel. Beides passte. Schmidt spielt in der Gruppe „Rangehn“ den Bass, und mit „Rangehn“ brachte er das Publikum auf Betriebstemperatur.
Noch war es hell, und wer kurz nach dem Einlass um 18 Uhr gekommen war, konnte bei einem Bier oder einer Cola die Taunuslandschaft genießen. Der Bratwurstgrill dampfte auch schon, aber nicht nur die Grundbedürfnisse eine Massenspektakels wurden erfüllt. Mit Einbruch der Dunkelheit entfaltete sich der Zauber eines nächtlichen Rockkonzerts unter freiem Himmel. Lichterketten sorgten für Flair, farbige Scheinwerfer wie in einer Disco machten schon einmal darauf aufmerksam, was nach dem Konzert auf dem Programm stand: heiße Beats von DJ Jochen und Tanzgewimmel.
Aber die meisten waren wegen der unvergesslichen Musik von „Queen“ gekommen, die von einer der besten Tribute-Bands in deutschen Landen gespielt wird: „The Queen Kings“. Die meisten Konzertbesucher waren wohl mit der Musik von Freddie Mercury groß geworden, und das wiederum ist inzwischen 30 bis 40 Jahre her. Das hieß: Ein gereiftes Publikum ließ die 70er und 80er Jahre wieder aufleben. Mit ein paar grauen Haaren und etwas steifer in den Beine standen die Freaks von früher dicht gedrängt vor der Bühne und reckten die Arme in den Himmel.
Zeitlose Musik
Schwoll die Alterspyramide jenseits der 40 auch an, so waren doch auch die jüngere Generation proportional vertreten, denn die Musik von „Queen“ ist relativ zeitlos, weil sie einen eigenen Stellenwert in der Rockgeschichte und von ihrer die Massen begeisternden Kraft kaum etwas eingebüßt hat.
Aber die Musiker um Frontmann Mirko Bäumer verstanden es fantastisch, die Musik der „We-are-the-Champions-Band“ in allen Facetten zu reproduzieren: vom Gitarrensound über die Keyboard-Partien bis hin zum alles entscheidenden Gesang. Wenn der bei Queen-Titeln nicht stimmt, kann man alles andere vergessen, aber bei Bäumer und seinen Musikern stimmte auch dies - unter anderem dank Sängerin Susann de Bollier.
Dabei übertreiben es die „Queen Kings“ nicht. Bäumer und seine Musiker versuchen nicht, eine Show abzuziehen, sondern sie lassen die Musik wirken, und die verfehlte ihre Wirkung nicht. So genoss das Publikum die generationsübergreifende Musik, die Älteren schwelgten gleichzeitig in Erinnerungen, und alle zelebrierten die Megahits wie „We Will Rock You“ oder „Radio Ga Ga“. Jeder wusste bei diesen Titeln wann er, klapp-klapp, mitklatschen muss.
Und eine Zugabe erklatschten sich die Fans der Queen-Musik auch, bis die Spots endgültig ausgingen und nach einer kurzen Verschnaufpause DJ Jochen die weitere Versorgung eines begeisterten Publikums in einer Scheune übernahm, und man konnte am Ende viele Stimmen hören, die meinten: „Es wäre toll, wenn das Ziegelei-Open-Air jedes Jahr stattfände“, es müsse ja nicht immer Queen sein. Aber mit den „Queen Kings“ hatte Veranstalter Achim Schmidt einen fantastischen Anfang gemacht, und er signalisierte schon, dass es weitergeht, wenn nicht im nächsten Jahr, dann im übernächsten.